Weil das Wetzlarer Bürgerpaar “Konrad und Adelheid von Bischoffen” im Juli 1299 Geld brauchte und ihre Wetzlarer Mitbürger, die Eheleute “Hermann und Hildegund, genannt von B r a t h b a c h (=Probbach), ihnen mit “achtzehn Mark übliche und gute Pfennige Bargeld” aushelfen konnte, vermachten die “von Bischoffen” denen “von Brathbach” einen “Jahreszins von “einer Mark übliche und gute Pfennige” Zugleich bescherten sie den heutigen Bürgern von Probbach die “Geburtsurkunde” ihres Dorfes, weil älteste schriftliche Nennung ihres Dorfnamens in einer vor den Wetzlarer Schöffen ausgestellten und von denen archivierten Schuldurkunde. Das geschah ”da ja die Wahrheit für verdächtig gehalten wird, die man nicht mit einem lebendig und immer neu bleibenden Zeugnis oder der Stimme einer schriftlichen Bestätigung beweisen kann”, so schrieb man damals. Wenn der bekannte nassauische Pädagoge und Philologe Josef Kehrein in seinem nassauischen Wörterbuch von 1872 recht hat, so lag Probbach ursprünglich, - wie lange vor 1299 schon das auch immer war-, an einem Bach mit schlammigen oder morastigen, sumpfigen Ufern, denn nichts anderes habe unter “Brattch” oder “Brath” (es gab noch keine Duden-Regeln) zu verstehen als Schlamm oder Morast. Nun denn, das ist lange her. Politisch, d.h. landeshoheitlich, gehörte Probbach im 10. Jahrhundert dem deutschen König, nämlich zu dem für das im 10. Jahrhundert nachweisbaren fränkischen Oberlahngau, den ein vom karolingischen König eingesetzter Gaugraf als oberster Gerichtsherr verwaltete. Der Oberlahngau wurde aber zwecks besserer Übersicht in mehrere Zehntgerichtsbezirke aufgeteilt. Demnach lag Probbach in der Zent Kalenberg, deren Gerichtsort auf dem Kallenbergskopf südlich von Nenderoth und östlich von Mengerskirchen zu suchen ist. In der Mitte des 12. Jahrhunderts kam die Kalenbacher Zent, die bis dahin noch von Gaugrafen verwaltetes Königsgut gewesen war, in den Besitz der Grafen von Nassau und gehörte seit der nassauischen Bruderteilung von 1255 der ottonischen Linie, der der rechtslahnische Graftschaftsteil zufiel, während Ottos Bruder Walram 1255 die Ländereien südlich der Lahn für die walramische Linie erbt. Im Besitz des Probbacher Kirchenzehnten blieben aber, vom Domstift Worms seit 1422 mit einer Hälfte belehnt, die Schütz von Holzhausen. Diese verzichteten erst 1613 auf die Weiterbelehnung zugunsten der längst evangelisch gewordenen Territorialherren von Probbach. Dies waren die Grafen von Nassau- Katzenelnbogen geworden und zwar schon seit 1561, dem Jahr des Aussterbens der älteren Beilsteiner Linie. Bei weiterer Erbteilung unter den Nachkommen Graf Ottos von Nassau (1247 - 1289) kam Probbach bei Erstehen der Beilsteiner Linie 1343 als Teil des Kalenberger Zent zur Herrschaft Beilstein. Ab 1492/99 gehörte es zum Verwaltungsgericht Mengerskirchen, so verfügt durch die damals erlassene Beilsteiner Gerichtsordnung, die als Obergerichtshof für Mengerskirchen und auch Probbach nun Beilstein vorsah. Im Jahre 1628 beim sogenannten “Probbacher Auswechsel” vermachen die seitherigen Herren über Probbach gegen die halbe Herrschaft über Camberg im Goldenen Grund dem ein Jahr darauf katholisch werdenden Grafen von Nassau- Hadamar außer Probbach noch Dillhausen und den halben Kalenberg, so daß die 1535 evangelisch gewordenen Probbach nun wieder katholisch werden mußten, was der neue Landesherr laut Reichsrecht so befehlen durfte. Als dann am 20. November 1717 die Grafschaft Hadamar aufgeteilt wird, kommt Probbach, weil mit Winkels und Dillhausen inzwischen zum Amt Mengerskirchen gehörig, zu Nassau-Dillenburg, bald auch Nassau-Oranien genannt. Letztere calvinisch- reformierte Herrschaft verzichtete jedoch, inzwischen aufgeklärt genug, auf einen erneuten Konfessionswechsel der Probbacher. Und als 1806 die nassau-oranischen Gebiete rechts der Lahn von Kaiser Napoleon zum seit 1808 französisch verwalteten Großherzogtum Berg mit Hauptstadt Düsseldorf geschlagen wurden und ab 1808 des Kaisers Bruder Louis Napoleon zum von Paris aus gelenkten Regenten hatten, da war auch Probbach Teil der Mairie (=Bürgermeisterei) Mengerskirchen des Kantons Driedorf im Arrondissement Dillenburg, das dem Regierungssitz der des Departements Sieg war. Nach Vertreibung der Franzosen in den Befreiungskriegen wird 1813 Probbach wieder nassauisch-oranisch. Am 31. Mai 1815 wird Nassau-Oranien durch Vermittlung Preußens dem schon seit 1806 von Napoleons Gnaden bestehenden Herzogtum Nassau überlassen. Probbach wird nun zum herzoglichen Amt Weilburg gezogen. Nach Annexion des Herzogtums Nassau durch den König von Preußen gehörte Probbach zu dem am 22. Februar 1867 gebildeten Oberlahnkreis mit Verwaltungssitz in Weilburg, bis dieser am 1. Juli 1974 mit dem Landkreis Limburg fusionierte. Die Einwohnerzahlen für Probbach sind ab dem Jahre 1817 bekannt. Damals lebten hier 432 Menschen. Ein stetiges Ansteigen seitdem gibt es nicht: 1824:402, 1845:507, 1865:492, 1885/86:355, 1904:344. Abwanderungen in sich entwickelnde Industriegebiete waren der Hauptgrund für die rückläufige Bevölkerungsentwicklung. 1925 gibt es wieder 412 Einwohner und 1950 gar 510. Letzteres war bedingt durch die Aufnahme vieler Heimatvertriebener vor allem aus dem Sudetenland, aus Böhmen und Mähren, dem heutigen Tschechien. 1997 erreichte die Einwohnerzahl 585 Personen. Zur Zeit leben ca. 600 Personen in Probbach. Kirchlich war Probbach im Mittelalter in die Laurentius-Pfarrei Dillhausen eingepfarrt. 1313 wird zuerst der dortige Kirchhof erwähnt, der damals direkt neben der Pfarrkirche lag und auch die Toten aus Probbach aufnahm. Für 1351 ist die Pfarrei selbst bezeugt. Für 1490 ist Probbach als Filiale von “St.Laurentius”-Dillhausen beurkundet. 1534 löst der Landesherr bei Einführung des evangelisch-lutherischen Glaubensbekenntnisses die Pfarrei Dillhausen auf und verweist Probbach und Obershausen an die reformierte Pfarrei Mengerskirchen. In der St. Magdalena-Pfarrkirche in Mengerskirchen hatten die Grafen von Nassau-Beilstein damals ihr Erbbegräbnis (Grablege). 1562 wird Probbach dagegen Vikarie von Nenderoth und 1582 nach Annahme des kalvinisch-reformierten Bekenntnisses 1580 durch den Landesherrn wieder der Pfarrei Mengerskirchen zusammen mit Dillhausen zugeordnet. Im Jahre 1619 wurde dagegen das Kirchspiel Dillhausen mit Probbach und Niedershausen wieder errichtet. In die Mengerskirchener evangelische Kirchspielschule gehen seit ca. 1585 auch die Probbacher Schüler, allerdings zunächst nur die Jungen. Der weite Weg, schlechte Witterungsverhältnisse sowie die Beanspruchung der Kinder für Feldarbeit oder das Kälberhüten veranlassen die Pfarrer öfters, über sehr mangelhaften Schulbesuch zu klagen. Nachdem der Landesherr Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar 1629 bei einem Aufenthalt am kaiserlichen Hof in Wien und von Jesuiten betreut katholisch geworden war, erstarb der evangelische Gottesdienst ab 1630 in der Pfarrei Mengerskirchen, der nun auch wieder das rekatholisierte Probbach und Dillhausen zugeordnet wurden. 1873 wurde in Probbach die “St.Michaels” Kirche eingeweiht. 1890 wurde das katholische Probbach von der Pfarrei Mengerskirchen abgetrennt und bildete eine eigene Pfarrvikarie ”Dillhausen-Probbach”. Zum 1. Oktober 1964 wurde die katholische St. Michaelskirche in Probbach zur Pfarrkirche in der Doppelpfarrei Dillhausen-Probbach erhoben. Als Filialen kamen noch Niedershausen und Obershausen dazu. Quelle:Kreisheimatstelle Limburg-Weilburg, Matthäus Arku: Probbach wird 700 Jahre alt.Jahrbuch 1999
Probbach wurde 1999 700 Jahre alt!
Urkunde von 1299 Repro E.Schön Repro; Erwin Schön Ansicht zeigt "alte Schloß-Straße" in der Ortsmitte Foto Repro: Erwin Schön Foto-Repro: Erwin Schön Historische Luftbilder Hessen